Mitgliederversammlung 2012
Mittwoch, den 28.März 2012
im Gasthaus Witte zu Schwalingen
Es wäre wohl eine der ganz normalen
Mitgliederversammlungen geworden, bei der nach
zügiger Abarbeitung der Tagesordnungspunkte bald
zum geselligen Teil übergegangen werden kann - wenn
nicht ein Antrag der Jagdpächter beim Vorstand
eingegangen wäre...
Zunächst aber gibt der Vorsitzende Jürgen
Schachtschneider seinen Jahresbericht mit der kurzen
Zusammenfassung “ein weiteres eigentlich normales
Jahr”. Für die Jagdpächter stellt Manfred Lünzmann den
Jahresbericht vor:
9 Wildunfälle sind in Schwalingen passiert. Diese
relativ geringe Anzahl bestätigt die Wirksamkeit der
Schutzmaßnahmen an Gefährdungsstrecken, sie sollen
dennoch erweitert werden.
Der vereinbarte Abschussplan 2011-13 für das
Schwalinger Jagdrevier sieht 120 Stück Rehwild und 3
Stück Damwild vor. Im Streckenbericht für das Jagdjahr
2011 führt Manfred Lünzmann auf: 2 Stück Damwild,
kein Schwarzwild, 40 Stück Rehwild, 5 Hasen (davon 3
Fallwild), 14 Füchse, 3 Dachse, 28 Steinmarder
(aussschl.durch Fallen im Dorf), 3 Iltisse, 2 Stockenten, 11
Krähen, 5 Elstern, keine Marderhunde. Zum Damwild
ergänzt er, dass 1 Hirsch unter elenden Umständen
verendet ist, er hatte sich mit dem Geweih in einem
Zaun verfangen. Und er macht auf die auffällig geringen
Abschusszahlen für Niederwild, besonders Hasen,
aufmerksam.
Kassenwart Reiner Witte berichtet über die Einnahmen
und Ausgaben der Genossenschaft, die sich im üblichen
Rahmen bewegen. Eher unüblich hoch ist der
Kassenbestand. Vorsitzender Jürgen Schachtschneider
kündigt Beratungen an, wie der ‘Überschuss’ sinnvoll
angelegt werden soll.
Die folgenden, durch Ablauf der vierjährigen
Amtsperiode fälligen Wahlen des Jagdvorstandes
führen überwiegend zur Wiederwahl der bisherigen
Amtsinhaber. Nur durch das Ausscheiden von
Kassenwart Reiner Witte werden Neubesetzungen
erforderlich - Reiner erhält durch den Vorsitzenden mit
anerkennenden Worten für seine zwölfjährige Tätigkeit
als Kassenwart unter dem Beifall der Versammlung ein
Präsent überreicht.
Der Jagdvorstand der Jagdgenossenschaft Schwalingen
2012-2016:
Vorsitzender:
Jürgen Schachtschneider
Stellvertr.Vorsitzender:
Michael von Fintel
Schriftführer:
Horst Böttcher
Kassenwart:
Henning Schröder
Beisitzer:
Wolfgang Schröder
Ralf Witte
Kassenprüfer sind Dirk Witte und Wolfgang Schröder.
Dann ruft Vorsitzender Jürgen Schachtschneider den
Tagesordnungspunkt ‘Verschiedenes’ auf und verliest
den gemeinsamen Antrag der Jagdpächter des
Jagdbezirkes der Schwalinger Jagdgenossenschaft - sie
möchten mit der Schwalinger Jagdgenossenschaft über
die Absenkung des Pachtpreises verhandeln und führen
dazu als Begründung an:
“In den letzten Jahren haben sich die Gegebenheiten im
Pachtbezirk Schwalingen verschlechtert:
•
Durch das Zusammenlegen von Felder sind
Feldränder weniger geworden, wichtiger
Lebensraum für unser Niederwild ist damit
verschwunden.
•
Grünlandflächen, die gerade für das Niederwild
wichtig sind, sind zu Ackerflächen umgepflügt
worden.
•
Die ‘Vermaisung’ hat auch bei uns in
Schwalingen extrem zugenommen, eine
Bejagung der Flächen ist fast unmöglich
geworden. Im Mais fehlt die Deckung für
Niederwild, ist er dann abgeerntet, fehlt die
Deckung völlig.
•
Zwischenfrüchte werden kaum noch angebaut,
so dass im Herbst/Winter Deckung und Äsung
fehlt.
•
In jüngster Vergangenheit wurde gegenüber von
Voges hinter der Pferdeweide (Bi de Dörpstä)
eine uralte Schlehenhecke abgeholzt, welches auf
unser völliges Unverständnis stößt. Wir können
nicht nachvollziehen, welchen Grund das haben
soll. Wichtiger Lebensraum für unser Wild ist
zerstört worden.”
Insbesondere der vor Kurzem von Landwirten
durchgeführte ‘Rückschnitt’ der historischen und
landschaftlich prägenden Schlehenhecke führt zu einer
engagierten Diskussion in der Versammlung. Die
Jagdpächter bedauern, dass durch das unabgestimmte
Vorgehen der Landwirte wertvoller Schutz- und
Lebensraum gerade für das Niederwild verloren
gegangen ist - noch kurz vor dem Eingriff sind dort
Rebhuhnküken ausgewildert worden. Die Landwirte
machen geltend, dass der Rückschnitt zur Pflege der
alten Hecke und zur Vermeidung von Behinderung und
Beschattung auf dem angrenzenden Acker erforderlich
gewesen sei.
Vorsitzender Jürgen Schachtschneider erinnert die
Versammelten daran, dass diese Schlehenhecke nahe
der ‘Alten Dorfstelle’ zu den Elementen des Schwalinger
Kulturlandschaftskatasters gehört und somit besondere
Beachtung und schonende, auf Erhaltung ausgerichtete
fachkundige Pflege genießen sollte. “Das ist nicht gut
gelaufen”, bringt er die Sache auf den Punkt.
29 Kulturlandschaftselemente sind seit 2008 von den
Schwalingern mit fachkundiger Unterstützung in einem
offenen Kataster erfasst. Aus der Versammlung wird die
Frage gestellt, wie im Hinblick auf das Geschehen mit
der Schlehenhecke bei der Alten Dorfstelle etwas
Ähnliches für die weiteren Landschaftselemente
vermieden werden kann. “Das geht nur gemeinsam und
miteinander”, betont Jürgen Schachtschneider, “Wenn
Pflegemaßnahmen erforderlich werden, sollte es
selbstverständlich sein, dass sich Landwirte, Jäger,
Anlieger und die interessierten Schwalinger vorher
abstimmen und die Maßnahmen einvernehmlich
vereinbaren”.
Eine gute Voraussetzung dafür ist die Grundlage der
Jagdgenossenschaft, das Deutsche Jagdrecht:
“Jagdgenossen und Jäger haben den gesetzlichen
Auftrag zur Erhaltung eines den landschaftlichen und
landeskulturellen Verhältnissen angepassten arten-
reichen und gesunden Wildbestandes sowie zur Pflege
und Sicherung seiner Lebensgrundlagen... Eine solche
‘personifizierte’ Pflicht machen Jäger und Grundeigen-
tümer zu aktiven Naturschützern...” kann man da
nachlesen.
Wie das in Schwalingen konkret aussehen kann und die
unterschiedlichen Interessen der Beteiligten verträglich
berücksichtigt werden, soll nun durch Einbeziehung
von Fachleuten geklärt werden. Ein entsprechender
Antrag aus der Mitte der Versammlung wurde
einstimmig angenommen.
“Bei diesem Thema alle Interessen ‘unter einen Hut’ zu
bringen ist nicht leicht, wie die Diskussion zeigt”
schließt Jürgen Schachtschneider, ”aber es ist gut, dass
wir alle hierzu nun im Gespräch sind und den
gemeinsamen Weg nach vorne vereinbart haben”.
Über den eigentlichen Antrag der Jagdpächter auf eine
Reduzierung des Pachtpreises wird nicht beraten: “Der
Antrag ist von den Jagdpächtern nicht fristgerecht für
diese Versammlung gestellt worden.” stellt der
Vorsitzende mit dem Blick auf die Satzung fest. Statt
dessen bietet er an, gemeinsame Gespräche zwischen
Vorstand und den Jagdpächter zu ihrem Anliegen
aufzunehmen, womit sich die Versammlung
einverstanden erklärt- so kann die verbleibenden Zeit
schon ab jetzt zur Vorbereitung genutzt werden, denn
2015 sollen die Pachtverträge für den Jagdbezirk der
Schwalinger Jagdgenossenschaft neu geschlossen
werden.
“Heute ist etwas in Gang gekommen, was für die
Schwalinger Natur, Landschaft und Jagd in der Zukunft
gut und sehr wichtig ist”, resümiert ein Jagdgenosse
nach der Versammlung. Die Schwalinger
Jagdgenossenschaft hat sich in eine spannende
Entwicklung aufgemacht.
Mitgliederversammlung
der
Jagdgenossenschaft Schwalingen