Freitag, den 10.September 2021 im Gasthaus Witte zu Schwalingen. Mitgliederversammlung 2021 Während eine Gewitterfront mit Donner, Blitz und heftigen Regengüssen über Schwalingen hinwegzieht, versammeln sich im Gasthaus Witte die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Schwalingen: Der Jagdvorstand hat zur Mitgliederversammlung 2021 eingeladen. Wie alles in dieser Zeit hat die Pandemie auch diesen ungewohnten Zeitpunkt einer Mitgliederversammlung bestimmt: Üblicherweise findet sie im März eines jeden Jahres statt. Doch schon im vergangenen Jahr 2020 musste sie kurzfristig „wegen Corona“ abgesagt werden und auch im März 2021 konnte sie aus gleichem Grund nicht stattfinden. Nun, im Spätsommer 2021 lässt es die Lage der Pandemie zu, die Mitglieder zusammenzurufen – natürlich unter Beachtung der geltenden Auflagen. Alles gut. „Einen besonderen Anlass für diese Mitgliederversammlung gibt es eigentlich nicht“, lässt Jagdvorsteher Jürgen Schachtschneider wissen und handelt die formalen Punkte der Tagesordnung gewohnt zügig ab. Dem Kassenführer wird von den Prüfern die Ordnungsmäßigkeit bestätigt, der Vorstand entlastet. Detlef Schröder nimmt die Wahl zum neuen Kassenprüfer an. Der Kassenbestand ist erfreulich angewachsen, nicht zuletzt auch durch die im März 2018 durch die Mitglieder beschlossene Rücklagenbildung aus nicht ausgezahltem Jagdgeld (siehe Bericht zur Mitgliederversammlung 2018). Dieses finanzielle Polster der Jagdgenossenschaft Schwalingen wird im weiteren Verlauf der Versammlung noch eine entscheidende Rolle spielen. Rehwild, Wolf und Krähen. Für die Jagdpächter berichtet Dirk Schröder über das Jagdgeschehen im Schwalinger Gemeinschaftsrevier. Auch hier hat sich die Pandemie ausgewirkt: Die üblichen Gesellschaftsjagden konnten nicht in gewohnter Weise abgehalten, Treibjagden mussten abgesagt werden. Doch es gibt auch Erfreuliches: „Die Zusammenarbeit zwischen Jagdpächtern, Jagdgenossen und Jagdvorstand läuft hervorragend“, betont Dirk Schröder. So werden die Jäger z.B. von den Landwirten rechtzeitig über bevorstehende Mähtermine in der Gras-, Getreide- und Maisernte informiert, was für den Schutz der Rehkitze und bei der Bejagung des Schwarzwildes von großer Bedeutung ist. „Das läuft in anderen Revieren nicht überall so gut“, verrät Dirk Schröder aus eigener Erfahrung. Zur Schwalinger Jagdstrecke des Jagdjahres 2020/2021 erfahren die versammelten Mitglieder nichts Überraschendes: Bei der Hege des Rehwildes liegt die erreichte Strecke mit 32 Stück (einschließlich Fallwild) im Rahmen des geltenden 3-Jahres-Planes. Gleiches gilt für das Damwild mit 3 Stück. Die Schwarzwildstrecke ergab 7 gestreckte Tiere. Dazu wurden 3 Hasen, 5 Füchse, 5 Dachse und 17 Waschbären gestreckt, kein Flugwild. Die Anwesenheit der Wölfe verändert das Verhalten des Wildes auffällig und dauerhaft. „Wenn z.B. heute scheinbar mehr Damwild in der Landschaft zu beobachten ist, dann muss das nicht bedeuten, dass es tatsächlich mehr Tiere gibt: Sie stehen nun häufig in großen Rudeln zusammen, um sich besser schützen zu können“, erklärt Dirk Schröder. Nach seiner Einschätzung werden die bekannten Probleme mit der Wolfs-Population in dem Maße wachsen, wie die Anzahl der Wölfe zunimmt. Ob die Jäger vielleicht etwas gegen den stark gewachsenen Bestand an lästigen weil nervig lauten Krähen tun könnten, lautet eine Zwischenfrage. Dirk Schröder hat Verständnis und sagt zu, dass sich die Jagdpächter dieses bekannten Themas annehmen werden. Er bittet aber, sich keine allzu großen Hoffnungen auf schnelle Besserung zu machen:„Krähen sind schlau. Es ist sehr schwer und aufwändig, sie zu bejagen und es ist auch nicht zu jeder Zeit erlaubt.“ Kitzrettung: neue Chancen. „In diesem Frühjahr kam in Schwalingen bei der Kitzsuche zum ersten Mal eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz“, eröffnet Dirk Schröder den versammelten Mitgliedern. Die Jagdpächter sind von dem Erfolg dieser Maßnahme überzeugt: fast 20 Kitze wurden mit Hilfe der Drohne beim Überfliegen der mähbereiten Wiesen gefunden und konnten vor der Mahd aus den hochstehenden Gras getragen werden. Der Einsatz dieser Technik bietet deutliche Vorteile gegenüber dem bisher notwendigen Abgehen – aber, es gibt auch Schattenseiten: Der Einsatz einer gemieteten Drohne mit Wärmebildkamera ist nicht ohne erhebliche Kosten zu haben. Und es nicht gewiss, dass sie immer gerade dann zuverlässig zur Verfügung steht, wenn sie vor Ort benötigt wird. Um dem abzuhelfen, erwägen die Schwalinger Jagdpächter die Anschaffung einer eigenen Drohne mit entsprechender Ausstattung zur Kitzsuche, berichtet Dirk Schröder. Vielleicht sind die Jagdpächter angenehm überrascht von dem spontanen und allseitigen Zuspruch der Mitglieder zu dieser Überlegung. Es ist eben ein gemeinsames allseitiges Anliegen, alles Erdenkliche und Mögliche zu tun, um die Kitze vor dem Mähtod in den Schwalinger Wiesen zu bewahren. So überrascht es nicht, dass die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Schwalingen nach kurzer Aussprache einstimmig den Beschluss fassen und den Jagdvorstand ermächtigen: Die beabsichtigte Anschaffung einer mit Wärmebildtechnik ausgestatteten Drohne für die Schwalinger Jagdpächter soll mit einem einmaligen Zuschuss aus der finanziellen Rücklage der Jagdgenossenschaft gefördert werden. Nun liegt es in den Händen der Schwalinger Jagdpächter, die erforderlichen Planungen für die Anschaffung der Drohne voranzutreiben, Schulungen vorzubereiten, rechtliche Fragen zu klären. „Schafft ihr das bis Weihnachten“, fragt Jagdvorsteher Jürgen Schachtschneider, „damit alles im nächsten Frühjahr einsatzbereit ist?“ Für die Antwort braucht Dirk Schröder keine Bedenkzeit: „Klar schaffen wir das“.
© Fotos: HDMueller, Schwalingen

Neue Chancen für die Kitze.

Kitzrettung im Schwalinger Revier: